... bin ich grad. Und bevor ich ins Bett wanke mus ich das noch loswerden.
Ich komme grad aus dem Nachtdienst. Nun ja, nur ein halber Nachtdienst (wir haben ja 12-Stunden-Dienste und manche Kolleginnn machen liebe nur halbe und ich war bereit zum teilen). Und irgendwie ging alles schief.
Mutter und Kind gehen es gut, das gleich vorweg genommen. Ich blicke das Einräumsystem in diesen Geburtensälen einfach nicht. Das macht mich echt fertig. Ich habe das Gefühl, dass ich alle Wege doppelt zurück lege, weil ich irgendwie nur am Suchen bin.
Und wenn dann eine Notsituation ist, wie heute, dann ist das natürlich absolut dämlich. In meiner Not habe ich meine Kollegin geweckt, die zum Glück im Haus schlief. Nachdem ich dann auch noch das Infusionssystem falsch herum angeschlossen hatte (also es steckte falsch im Automaten, nicht an der Frau) da kam ich mir wirklich vor wie ein Anfänger. Und der Arzt hat es mir auf freundliche Art und Weise dann auch noch bestätigt. Puh!
Und er blöde PC hat mich heute auch genervt. Ich habe fast zwei Stunden dem Ding versucht meine Unterlagen zu entlocken. Oder überhaupt erstmal dahin zu kommen.Das Ende vom Lied war, dass ich meine Unterlagen grad nicht hab und statt um 2 erst um 4 aus dem Krankenhaus gekommen bin.
grrmmpf
Nach solchen Diensten wie heute bin ich geneigt wieder zu kündigen. Die Geburtenrate ist sowieso so mies, dass wir (Hebammen dort im Haus) finanziell nicht über die Runden kommen werden. Im Moment zahle ich drauf. Ich mach nur wenige Dienste, aber mehr will ich auch nicht machen. Meine Tochter ist eh schon am motzen, weil ich arbeiten gehe (allerdings nur, wenn ihr Vater zu Hause ist, aber das ist dem Kind wurscht, Mama ist weg!) Ihrer Meinung nach können auch andere Hebammen den Kindern auf die Welt helfen, das muss ja nicht ich sein. Mhm ... was soll ich dazu sagen?
So, jetzt überlege ich, ob es sich überhaupt lohnt ins Bett zu gehen. In 1 1/2 Stunden müssen die Kinder aufstehen. Das bekommt mein Mann zwar hin, aber er schafft es nicht, beide Kinder gleichzeitig in zwei verschiedene Schulen zu bringen.
Ich glaub, ich leg mich aufs Sofa. ;)
Arbeitest Du als freiberufliche Hebamme in einem KH?
AntwortenLöschenDenn da müsste man ja schon wirklich mindestens 40 Entbindungen jährlich machen, um seine Versicherung bezahlen zu können.
Meine Freundinnen machen nur noch Vor- und Nachsorge und geben ggf. noch Kurse. Zwei von ihnen sind außerdem zu jeweils 30 Stunden pro Woche im KH angestellt. Im Dienst entbinden sie also auch. Aber vom freiberuflichen Entbinden haben sie sich verabschiedet.
Ich hatte das unendliche Glück, mit meiner Freundin als Hebamme entbinden zu können. Wobei sie bei meinem ersten Kind noch gar nicht meine Freundin war. Bei 5 von den Ärzten gewünschten Einleitungsversuchen vor ET bleibt genügend Zeit, um sich anzufreunden. Und als es dann irgendwann nach meiner Selbstentlassung aus dem KH von ganz allein losging, hatte sie Dienst und holte meinen Großen.
Und 2,5 Jahre später den Kleinen.
Aber sie war auch da, als ich meine FGs erlebte. Bei der ersten kam sie sogar ins Ambulatorium, wo ich den halben Tag lang auf meine OP wartete, und machte mir Mut. Und bei der zweiten bin ich mit dem schlechten hCG-Wert zu ihr in den Kreißsaal geschlichen, um dort in der Waschküche in Ruhe heulen zu können und um nicht allein zu sein. Du wirst staunen, aber das pochende CTG aus dem Saal nebenan hat mir tatsächlich Mut gemacht, nicht aufzugeben.
Und bei der zweiten Entbindung hat sie flugs die Ärzte rangetrommelt, weil ich eine Atonie hatte. Als Hausgeburt wäre ich schneller gestorben, als dass man mich ins KH verbracht hätte.
Du Liebe, lass Dich bitte nicht entmutigen. Du bist schlichtweg immer noch die neue Wiedereinsteigerin, weil Du wahrscheinlich zu wenige Dienste machst. Dann dauert die Eingewöhnung nun mal länger.
Und manche Menschen - auch Ärzte - neigen nun mal dazu, in Stresssituationen Untergebene zur Schnecke zu machen, auch vor Publikum. Das gibt es in jeder anderen Branche genauso. Nur weil jemand Medizin studiert hat, ist er nicht automatisch ein besonders teamfähiges kommunikatives Menschenwesen.
Ich lese so gern bei Dir, weil ich spüre, dass Du eine Hebamme bist, die ich auch gern an meiner Seite gehabt hätte.
Keine olle Hebamme im gruseligsten 70er-Jahre-Stil, die eine Frau unter Wehen womöglich anpampt mit "stell dich nicht so an, beim Reinstecken hast du auch nicht so gejammert!" (so eine hat meine Hebamme in der Ausbildung erlebt und sich geschworen, sie selbst wird anders).
Du bist auch kein Rübensüßchen, die was von "sanfter Geburt" phantasiert und dabei völlig verdrängt, dass jede Geburt furchtbar wehtut und nur durch die tolle Belohnung am Ende, sein Kind endlich zu halten, erträglich wird.
Nein, ich schätze Dich so ein, dass Du jemand mit Mitgefühl und klarem Verstand bist. Dass Du menschlich bist. Dass Du Dich von Herzen über jede gute Entbindung freust und über jedes Totgeburt von Herzen weinen kannst.
Ich sehe doch Deinen Triumph, wenn Du es mit einer Frau geschafft hast, doch noch die Sectio abzuwenden, auch wenn alle anderen versucht haben, sie zu verunsichern und ihr eine Sectio als sicherere und bequemere Tour zu verkaufen.
Und ich weiß, dass Du auch in der Lage bist, die Mutter zu trösten in ihrem Selbstwertgefühl, die sich nach einer notwendigen Sectio selbst anklagt, eine Versagerin zu sein, nur weil spontanes Entbinden nicht möglich war.
Du bist die Sorte, die ich gern an meiner Seite hätte.
Beim nächsten Dienst kommst Du eine halbe Stunde früher und guckst Dir nochmal die Ordnungssysteme dort an. Sprich mit der Stationsleitung, falls Deine Orientierungslosigkeit darauf beruht haben sollte, weil nicht alles logisch sortiert und ordentlich beschriftet ist.
Sollte wegen einer fehlenden Beschriftung ein Fehler passieren, haftet nämlich das KH und nicht Du!
Und habe keine Angst, dass Du als die neueste aus dem Team Staub aufwirbelst. Manchmal braucht man den Blick einer Neuen, um eingefahrene (ungesunde) Team- und Ordnungsstrukturen sinnvoll neu zu gliedern. Weil Du die Dinge von außen siehst und noch gewohnheitsfrei bist.
Ich drück Dich. Du bist eine gute Hebamme.
Ich drück dich mal feste (((♥♥)))
AntwortenLöschenIch bin vor allem gern Hebamme. Ohne Gbrutshilfe könnte ich überleben, aber es ist einfach schön und es gehört doch auch dazu. Irgendwie.
AntwortenLöschenich arbeite als Beleghebamme im Krankenhaus, wir teilen uns in Dienste rein. Es ist ein kleines Haus mit sinkenden Geburtenzahlen. Finanziell ist es Disaster, da hast du recht, denn wir kommen nicht auf die Geburten damit es sich wirklich lohnt. Wir arbeiten in einen Pool, da ist es insgesamt nochmal besser.
Nun ja, ich werde abwarten!
Danke für deine lieben Worte!
Dir auch danke, Frau Perle! So ein Drücker tut grad gut.
AntwortenLöschenMein Mann sagt, ich soll mich nicht ärgern, aber der hat gut reden. Er ist ein Mann!