Samstag, 20. Februar 2016

So eine Phase ist normal

in einem Alter zwischen 40 und 50. Man orientiert sich, hebt den Blick, schaut, was noch geht ...

Das etwa waren die Worte von einem systemischen Berater (Supervisor, Coach), den ich besucht und befragt habe. Ich kenne den Mann von Supervisionen, die Kolleginnen und ich beruflich bei ihm besuchen.
Er ist etwas älter als ich und ich mochte ihn von Anfang an, seine Art und seine Sicht der Dinge.

Und es hat gut getan, ihm mal mein Gedankenchaos zu präsentieren.
(Auch wenn ich dafür eine Menge Geld gezahlt habe. *lach*)

Er meinte auch, dass ich keine Depression oder ein Burn Out im klassischen Sinn hätte, es sei denn, ich könnte es sehr gut verstecken. (Da ich aber mein Herz auf der Zunge trage, glaube ich nicht, dass ich es gut verstecken könnte.)
Trotzdem schließt er nicht aus, dass ich in gewisser Weise überlastet bin und hat mir Mut gemacht, eine Auszeit zu nehmen. Aber ob die ein ganzes Jahr andauern muss?

Er meinte, ich wäre absolut authentisch, wenn es um meinen Beruf geht. Wenn ich erzähle, dann hört er Begeisterung und Liebe und er ist sich sicher, dass ich das nicht aufgeben sollte. (Man entfernt nichts, was gesund ist.) Aber vielleicht nach etwas suchen, was dazu passt oder auch ganz anders ist, eine zweite Spur, so hat er es genannt.

Was er noch sagte, und das habe ich mir wirklich mitgenommen, wenn ich Pläne mache und mir etwas vornehme, dann soll ich dies gut "bewachen". Dieser Begriff "etwas bewachen" hat mir extrem gut gefallen, denn genau da liegt wirklich ein Problem von mir.
Ich nehme mir etwas vor und lass mich dann von Äußerlichkeiten wieder umstimmen. Und wenn es nur eine Frau ist, die jammernd anruft, weil sie Probleme hat und keine Hebamme gefunden hat. Oder auch von der eigenen Bequemlichkeit. Oder oder oder ...

Und ich soll mir auch ruhig jemanden von Außen suchen, der das auch mit überwacht. Der fragt, ob ich immer noch dran bin.
(Und natürlich kann das eine Freundin sein. Ich merke nur, dass ich Freunde sehr gut für neue Ideen begeistern kann. Die meinen es ja gut mit mir und wenn es mir gut tut, dann soll ich machen, was mir gut tut. Mhm, blöd ausgedrückt. Ich brauche quasi jemanden, der mir zwar wohl gesonnen ist, aber der mir hilft, meine Pläne und Ziele zu "bewachen". Und da auch streng ist. ;) )

Natürlich bin ich jetzt nicht schlauer als vorher. Natürlich bauen sich meine Wäscheberge deswegen nicht leichter ab, mein Haus wird deswegen nicht von allein ordentlich und sauber, und natürlich ist mein Leben jetzt nicht eitel Sonnenschein.
Aber der Mann hat mir Mut gemacht in mich zu gehen, zu prüfen, was ICH wirklich will, zu prüfen, was wirklich dran ist, was ich wirklich leisten kann und auch möchte.
Und dabei auch egoistisch zu sein.
Ich habe nie gelernt, Nein zu sagen, nie gelernt, MEIN Ding zu machen. Das war vor allem in meiner Kindheit nicht vorgesehen. Und genau dies hindert und fesselt mich. Von diesen Zwängen und Strukturen muss ich mich befreien. Es ist nur noch eine kleine Spur, aber auf die falle ich immer wieder zurück.
Selbst die Berufswahl war eine ganz pragmatische Entscheidung. Dass ich mich dann in den Beruf verliebt habe, hat mir natürlich geholfen, ihn über 20 Jahre auszuüben.

Und nicht, dass hier jemand denkt, ich habe ein Leben lang gelitten. Das ist natürlich Quatsch.
Natürlich habe ich auch immer wieder mein Ding gemacht.

Aber rückblickend ist es schon so, dass ich als Kind immer angepasst gelebt habe und da werden Weichen gestellt und Wege vorgezeichnet. Wie sich gezeigt hat, bleibt man auch als erwachsene Person immer wieder in solchen Mustern.
Und diese müssen mir halt klar werden, damit ich auch frei bin, mein Ding zu planen und dann auch gut zu bewachen. (Hach, mir gefällt dieser Begriff.)

Beim Gespräch hat mein Gegenüber ein paar Dinge gehört, über die ich jetzt ein bissel nachdenken kann. Pläne, Wünsche, Träume, die ich schon mal hatte. Er meinte, vielleicht kommt da auch was hoch, was beleuchtet werden und vielleicht auch bewusst weggelegt werden muss.

Da ich jetzt ein paar Tage allein war (okay, meine Hunde waren noch da und das ganze andere Getier) habe ich gemerkt, wie gut mir das tat.
Es ist nicht so, dass mich meine Familie stört, aber sie stört beim Denken. Zumindest beim über-mich-nachdenken. Sie bringen soviele eigene Gedanken und Pläne und Geschwätz. ;) Da kommt mein eigenes ICH irgendwie nicht zu Wort.

Deswegen ist schon mal ein Plan, dass ich mir Auszeiten gönne. Zeiten, die nur für mich sind. Ob da ein Wochenende reicht, was dann ohne die Hunde wäre, oder ob ich mal eine Woche irgendwo hin fahre, die Hunde dann zwar mitnehme, aber sonst für mich bin, das wird sich zeigen, wie es dann zu realisieren ist. Denn eine Auszeit ist keine Auszeit, wenn nicht das Drumherum stimmt. Wegfahren ist zwar die eine Sache, aber die Familie muss versorgt sein, sonst bin ich gedanklich nicht wirklich frei.

Hach, da habe ich doch schon mal ein was, was ich "bewachen" kann. ;)

2 Kommentare:

  1. Ich hatte ja unfreiwillig fast ein Jahr Auszeit mit sechs Wochen Reha mittendrin. Es tat mir so gut und ich weiß jetzt, was ich will und erziehe gerade meine Familie zum Mitziehen. Letzte Woche war das Kind im Fereinlager und der Mann hatte Spätschicht: Diese stillen Tage waren einfach wundervoll. Bitte mehr davon. Ich finde den Begriff "bewachen" sehr einprägend und logisch. Ich mopse ihn mir hiermit. Soll ich Dir beim Bewachen ein bisschen helfen? Du weißt, ich bin eher der disziplinierte Typ ;-).
    Deine Ferne-Nahe-Freundin

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  2. Das klingt doch schon mal positiv. So ein "Familienurlaub" ist ganz erholsam. Das habe ich auch gerade erst wieder festgestellt. Bei mir und dem Förster ist das aber vermutlich leichter zu realisieren al bei Euch. Wennn ich Dir irgendwie helfen kann, dann melde Dich!

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