... (Was machst du eigentlich den ganzen Tag?) heißt es jeden 5. den Monats bei Frau Brüllen und diesmal möchte ich euch (erstmalig) auch erzählen, was ich gestern so tat. Für mich eine kleine Gedächtnisübung, für die Mitleser ein kleiner Einblick in mein Leben.
5.45 Uhr klingelt mein Wecker. Zu früh, viel zu früh ... schreit mein Körper, ich bin so gar kein Morgenmensch. Außerdem war die Nacht zu kurz, da das große Tochterkind Mitternacht abgeholt werden musste, die Schüler vom Deutsch-Leistungskurs waren in der großen Stadt im Theater bei Hamlet. So bin ich erst gegen 1 ins Bett gekommen.
Ich gehe kurz ins Bad, ziehe mir irgendwas über den Schlafanzug, wecke anschließend das kleine Tochterkind, die mir wie jeden Morgen erzählt, dass es viel zu früh zum Aufstehen wäre (geteiltes Leid ist halbes Leid, denke ich mir), gehe in die Küche und richte das Frühstück für die Kinder. Das, welches gleich gegessen wird, und das, was die beiden Töchter mitnehmen werden. Da ich gestern Abend noch Brot gebacken habe, muss ich auch nicht überlegen, was ich den beiden mitgebe (manchmal ist da Improvisationstalent angesagt).
Der Morgen ist ziemlich durchgetaktet und wenn ich nicht trödel, dann bin ich spätestens 6.15 Uhr fertig und gehe mit den Hunden das erste Mal raus. Eine kleine Runde, wobei Madame meistens nur kurz in den Garten flitzt, ihr ist es noch zu dunkel (sie fürchtet sich sehr im Dunkeln). Die kleine Runde, die ich mit dem Lockenhund allein beschreite, dauert nur 10 Minuten, ich bin also rechtzeitig zurück, um das kleine Tochterkind zum Bus zu bringen. Da sie schon fertig ist und ihre Klassenkameradinnen neuerdings einen Bus früher fahren, versuchen wir den noch einzuholen und es gelingt uns auch an der 5. Haltestelle.
Zurück zu Hause verabschiede ich normalerweise das große Tochterkind, heute liegt die aber noch im Nest, da sie aufgrund des gestrigen Theaterbesuchs später in die Schule muss.
Heute entscheide ich mich, mich nochmal hinzulegen. Das mache ich eigentlich nicht so gern, auch wenn mein Körper das gern hätte, aber gerade früh mache ich oft Bürokram. Heute ist mein erster Termin aber erst 13 Uhr, genügend Zeit für einen zweiten Schlaf. ;)
Ich lege mich nochmal aufs Sofa, mache die Augen zu und schlafe wirklich schnell wieder ein. Leider nur eine Stunde später wecken mich hungrige Hunde und das große Tochterkind, welches nun auch aufgestanden ist und frühstückt. (Klar hätte ich mich auch ins Bett legen können, aber dann wäre das Aufstehen wirklich schwer gefallen, ich kenne mich.)
Also Hunde füttern und irgendwie wach werden. Da heute kein Fastentag ist, esse ich eine Kleinigkeit, bis mir einfällt, dass ich sporteln wollte. Ich trainiere am liebsten nüchtern, da hab ich mehr Power.
Also schnell umgezogen, Tablet an und rauf aufs Trampolin. (Ich hab mir vor einiger Zeit ein Minitrampolin gekauft und nutze es endlich regelmäßig und gern. Meine Töchter übrigens auch.) Mein Sportprogramm ist nicht sehr umfangreich, eine halbe Stunde muss genügen, 10-15 Minuten warm werden, 10-15 Minuten intensiv HITT, das muss reichen. Nebenbei schaue ich auf Watchever "Fasten macht glücklich". Wie passend. :) Aber eine informative BBC Sendung, die gut die Informationen aus diesem Buch weitergibt.
Danach frühstücke ich endlich, dusche mich, mache Wäsche, packe Geschenke für die Flüchtlingsfrau ein (dazu muss ich mal gesondert was schreiben), koche Hundefutter-Gemüse und gehe endlich eine große Runde mit den Hunden.
12.40 Uhr etwa verlasse ich das Haus und treffe kurz nach 1 die erste Frau nicht zu Hause an. Sowas ärgert mich immer, wir hatten uns auf 13 Uhr verabredet, und noch während ich die sms tippe, wo sie denn sei, sehe ich sie kommen. Nun gut, fast pünktlich. ;)
Baby kuscheln, zum Grinsen und erzählen bringen (es ist schon 11 Wochen alt), wiegen, Stillmotivation, Beratung über Hebammenhilfe bis zum Ende der Stillzeit, erste Beikosttipps geben ... kurz vor 2 verlasse ich die Wohnung, telefoniere kurz und fahre zur nächsten Frau, die praktischerweise gleich um die Ecke wohnt. Das ist eine Flüchtlingsfrau aus Syrien, bei der ich als Familienhebamme bin. Heute ist der Asylberater auch da, praktischerweise ein arabisch sprechender junger Mann, der mir gleich noch das Wichtigste übersetzt. Die Frau spricht recht gut englisch und wir kommen so auch klar, aber Detailfragen sind schneller in der Landessprache geklärt.
Zum Glück geht der Helfer dann recht schnell, so dass wir uns Frauenthemen widmen können. ;)
Heute habe ich nämlich meinen Laptop dabei. Die Frau braucht einen neuen BH und wir stöbern nach Vermessung und Ermittlung der BH-Größe im Internet und ich schaue, was der Frau gefällt. Nebenbei bekomme ich noch arabische Gastfreundschaft zu spüren und werde mit Tee und Gebäck versorgt. Wohlweislich hatte ich auch vorher noch nichts gegessen, denn das ist immer so.
Ich verteile meine Geschenke, übe mit der Frau noch etwas Deutsch, bespaße ein bissel die Kinder (ich könnte die alle 4 ständig abknutschen, so süß sind die) und verlasse viertel nach 3 die Flüchtlingsfamilie. Ich hätte auch noch länger sitzen können, aber leider muss ich weiter.
Normalerweise hole ich Dienstags mein kleines Tochterkind ab um sie direkt zum Trampolintraining zu bringen, heute hatte sie aber eine Stunde Ausfall und ist schon mit dem Bus gefahren. Sie an der Haltestelle abzuholen schaffe ich nicht mehr, aber ich erwische sie auf halbem Weg und wir haben noch 15 Minuten, bevor sie weiter muss. Das reicht, um die Hunde eine Runde durch den Garten zu jagen und mit den beiden noch eine kleine Gassirunde zu drehen.
Zehn vor 4 bringe ich das Tochterkind zum Training und gehe anschließend noch einkaufen. Beim Lidl ergattere ich Bärlauch, der wirklich gut aussieht. Und da ich seit Tagen Appetit auf Bärlauch habe, nehme ich dann auch die letzten Päckchen mit.
Zu Hause versuche ich viele Dinge auf einmal zu machen. Bärlauchpesto (im Thermomix geht das zum Glück ganz unkompliziert), Eierpfannkuchen für die Mädels, Pesto abfüllen und im Mixtopf gleich ein Risotto kochen, Tisch decken, Hunde füttern ... Beim Probieren, ob der Reis durch ist, merke ich, dass ich kein Salz (bzw. Brühpulver) dran habe, der Versuch nachzuwürzen gelingt nur mäßig. Also kompensiere ich das Ganze mit Unmengen an Bärlauchpesto.
Das große Tochterkind war inzwischen eingetrudelt und das kleine Tochterkind wird von einer Freundin vom Trampolin pünktlich zum Essen nach Hause gebracht.
Nach dem Essen und Unmengen an Risotto mit Bärlauch (das große Tochterkind schimpft, denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Bärlauch nunmal heftig nach Knoblauch riecht. ;) ) raffe ich mich auf und gehe zum Chor. Ich singe gern und habe mich für einen Projektchor in unserer Kirchgemeinde angemeldet, der sich immer Dienstags trifft. Dort treffe ich 8 Minuten zu spät ein, wie irgendwie jeden Dienstag, komme aber pünktlich zum Einsingen. Sicher habe ich eine heftige Knoblauchfahne, der Raum ist proppevoll ... ähm ... ich kann es leider nicht ändern.
Während des Singens mache ich meistens ein bisschen Handarbeiten (ich bereite Hexagon-Patchworkstücke vor), so sitze ich nicht nur sinnlos rum, wenn die anderen Stimmen proben. Denn so gern wie ich singe, um die Zeit bin ich meistens sehr müde und empfinde mein "Rumsitzen" dann oft als Zeitverschwendung. Mit der Näherei bleibe ich wach und es hindert mich ja nicht am Singen.
Halb 10 bin ich wieder zu Hause, drehe noch eine Runde mit dem Lockenhund (Madame ist es ganz klar zu dunkel) und setze mich nochmal an den PC.
Blöderweise entfaltet der viele Bärlauch jetzt seine volle Wirkung und ich habe heftig Bauchweh. Ich versuche also meinen Bauch mit Tee und Wärme zu beruhigen, was mich letztlich auf dem Sofa einschlafen lässt. Irgendwann in der Nacht wache ich auf, mein Bauch hat sich soweit beruhigt, dass ich ins Bett umsiedle.
So, mal sehen, ob ich so einen Bericht monatlich schaffe.
Jetzt warte ich auf den angekündigten Klavierbauer und werde mich dann an die Abrechnung machen. Oh Heinrich, mir graut vor dir! ...
2 Kommentare:
Viel zu tun für Dich. Irgendwie ist es bei mir ähnlich. Nur, dass ich mit einem Hund gehe. Das fand ich lustig, dass Du ein Fellknäuel mit Angst vor der Dunkelheit hat. Hab ich gar noch nie gehört :-)
Na ja, bei mir sind es einmal Mädel, einmal junger Mann. (Bub, Junge will er nicht mehr sein, er ist nun ein junger Mann!)
Da das betreute Kind nun wieder bei der Mama ist fehlt mir etwas zu tun tagsüber. Also, natürlich fehlt nichts, es gibt immer viel zu tun, aber ich hab keinen Job mehr :-( ...
Das würde ich gerne erfahren, wie es Dir mit der Flüchtlingsfamilie geht, was Du da alles zu erzählen hast.
Wir haben hier einen jungen Flüchtling mit seinem Papa ein bisserl mitbetreut. Robert hat ihn eines Tages "gefunden": "Ich hab ihn mitgenommen, ich fand ihn am Bach!) Die beiden ziehen nun weiter, die Mama ist noch immer nicht gefunden worden. Unvorstellbar für uns, dass die Mama auf der Flucht verloren ging. Unvorstellbar auch für Mann und Sohn.
Weisst Du was? Auch ich kann mich ab und zu nochmal hinlegen, wenn die beiden aus dem Haus sind. Da bleib ich auf dem Sofa, ich möchte da auch nicht ins Bett zurück.
An Klaviermenschen hab ich leider keine gute Erinnerungen ... das wäre einen Post wert.
liebe Grüsse
Elisabeth, und danke schön fürs knuddeln :-) (mag ich gerne!)
Risotto Bärlauchpesto klingt gut. Nimmst Du Pinienkerne oder andere Nüsse?
Wenn wir am Samstag nach Leipzig zu meinem Bruder fahren, steht auch ein Besuch im Auwald auf dem Programm. Sollen wir Dir im Tausch gegen Dein Pestorezept noch einmal Bärlauch mitbringen?
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