Donnerstag, 28. Januar 2016

Gestern Abend

... hab ich mich mit drei netten Kolleginnen getroffen.
Im Kalender steht dann "Kleiner Stammtisch", denn es ist eine extra-Runde zusätzlich zum eigentlichen Stammtisch.

Wir haben gelacht, gut gegessen, aber auch die Hebammensituation beleuchtet.

In der Öffentlichkeit sieht es gerade so aus, als würde es den Hebammen wieder gut gehen. Die Kassen würden viel Geld zahlen, um das Überleben der Hebammen zu sichern.
Aber leider ist das nur die halbe Wahrheit.
Wir, die wir ohne Geburtshilfe arbeiten, haben es am besten getroffen. Unsere Arbeit wird zwar immer noch nicht ordentlich entlohnt, wenn wir einfach mal von unserem Stundenlohn ausgehen, aber es kommt schon was bei rum. Nun sage ich das, mit einem verdienenden Mann, die Kolleginnen, die davon eine Familie ernähren müssen, die sehen das ein bisschen anders.
Denn Freiberuflichkeit heißt eben auch Selbstständigkeit.
Heißt Selbst und Ständig.
Ist frau krank, kann sie nichts verdienen. Ist Kind krank und frau muss zu Hause bleiben, kann sie nichts verdienen.
Außerdem muss man wirklich sehen, dass ein Großteil des verdienten Geldes auch wieder raus geht. Die Rentenversicherung müssen wir zahlen, und was zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein großer Fortschritt war, ist jetzt ein Klotz am Bein, denn 19 Prozent sind ja nicht wenig, vor allem wenn man weiß, wie das gerade mit den renten aussieht. Die Krankenversicherung muss zu 100% selbst getragen werden. Wer jung in eine private Krankenversicherung eingestiegen ist, für den mag das überschaubar sein, für Otto-Normal-Hebamme ist es ein Haufen Geld. Ich hab die Zahlen gerade nicht im Kopf, aber es müssten doch auch um die 20% sein.
Und dann die Steuer. Hier kann ich jetzt schlecht pauschalieren, da das bei jedem anders gerechnet wird, bei mir ist es viel.
Unterm Strich bleiben bei mir zum Beispiel weniger als die Hälfte von dem, was ich verdient habe.
Nun ist es bei mir nicht so tragisch da ich einen Mann habe, der sicher verdient, aber ich kenne genug Kolleginnen, die nicht das Glück haben. Für die geht es um die Existenz.
Und von den Kolleginnen, die Geburtshilfe anbieten, hab ich ja noch gar nicht gesprochen. Denen wird das Leben gerade besonders schwer gemacht. ...
Und vielleicht werde ich auch darüber nochmal berichten. Es fällt mir sehr schwer, die ganze Situation kurz und bündig zu schildern.

Jetzt sitze ich mal wieder am Schreibtisch. Es müssen Mails geschrieben und die nächsten Tage geplant werden. Zumindest grob. Denn wann die ganzen Februar-Frauen, die bei mir auf der Liste stehen, nun ihre Kinder bekommen werden, das wird sich erst zeigen.

Heute ist ein Fastentag. Zum Sport möchte ich auch noch. ...

Also chakka! Los gehts!



1 Kommentar:

Elisabeth J.-S. hat gesagt…

Oh, das ist nicht gut! Wenn man es so erklärt bekommt fehlt es ja doch hinten und vorne noch an guten Entscheidungen für Hebammen.
Ich finde es so schlimm, dass Ihr so kämpfen müsst, dass es "oben" nicht ankommt, dass Hebammen sehr, sehr gebraucht werden.
Tagesmüttern geht es ähnlich. Ich soll und muss ständig Fortbildungen machen, die meisten selber bezahlen. Der Papierkram, die Verantwortung, selber Krankenversichern. Ich weiss momentan gar nicht ob ich am neuen Wohnort weiter machen soll. Wenn ich mir vorstelle, wie oft Kinder von einem Tag auf dem anderen nicht mehr kamen, weil sie einen Krippenplatz bekamen (weil die "günstiger" sind) und ich steh dann da ohne dieses Einkommen, die Kosten bleiben ... etc.
Wobei ich ganz klar sagen möchte, dass Dein Beruf viel, viel nötiger ist! Es geht ja nicht nur um die Geburt.
Das sind Themen, die könnte man von noch viel mehr Seiten beleuchten ...
liebe Grüsse
Elisabeth