Mir ist gestern abend, als ich so neben der Mutter saß, eine andere Frau in den Sinn gekommen. Auch Russin und ähnlich darauf versessen, das Kind ja nicht zu verwöhnen. Der kleine Kerl damals lag nur rum, auf dem Sofa, im Bett, aber wurde nie getragen. Er wurde nur zum Stillen in die Arme genommen, was der Wicht auch "schamlos" ausnutzte. ;)
Die Mutter war immer ganz verzweifelt, wenn er weinte, hatte Sorge dass er nicht genug trinkt (sie stillte ihn voll und man konnte dem Knaben beim Wachsen zuschauen, die Sorge konnte ich ihr nehmen). Aber sie hat ihn nie getragen. Das, was mein erster Impuls gewesen wäre, hat sie abgelehnt. "Ich will das Kind nicht gewöhnen an Hände!", das sagte sie mir immer wieder. Ich demonstrierte ihr sehr eindrücklich, wie schnell der Kleine ruhig wurde, wenn ich ihn hochnahm. Er schmiegte sich dann an mich und schlief meist sofort ein. Es hat viel Geduld und gutes Zureden von mir gebraucht bis sie nachgab, sich gegen ihren Freund stellte (der das Kind gleich überhaupt gar nie nahm) und den Wicht auch mal im Bett stillte, auch mal mit ihm im Arm saß oder ihn einfach nur kuschelte. Übertroffen hat sie sich dabei nicht, aber ich fand es schon einen Fortschritt.
Die Frage, ab wann ein Kind verwöhnt werden kann, wird mir immer wieder gestellt. Überall liest man, dass Babys nicht verwöhnt werden können. Und das stimmt auch irgendwie. Es ist in der Regel ein Bedürfnis, was gestillt werden möchte. Sei es Hunger, oder eben auch einfach "nur" Nähe und Zuwendung! Schließlich war das Kind 9 Monate ganz eng mit der Mutter verbunden. Wie soll es verstehen, dass das jetzt nicht mehr richtig sein soll.
Ich erzähle den Frauen dann gern von meiner eigenen Tochter (selbst Erlebtes kommt ja in der Regel am Besten an ;) ). Das große Tochterkind war als Baby sehr anhänglich. Sie war ein Bauchwehkind und musste leider damit leben, dass ich sehr früh wieder arbeitete, da ich kurz vor der Geburt der Tochter mit einer Kollegin zusammen eine eigene Praxis eröffnet habe, die schon allein wegen der hohen Miete laufen musste. Mein Kind hat viel geweint und ich habe dem immer sofort nachgegeben. Bis ich eine Änderung feststellte. Die Tochter war etwa 5 Monate alt, da veränderte sich das Weinen und ich habe genau gemerkt/gehört/gespürt, dass Madame jetzt ganz bewusst etwas wollte. Und genau von dem Moment an hab ich Grenzen gesetzt, bin nicht mehr jedes Mal gesprungen, hab auch einfach mal nur gerufen oder bin zu ihr gelaufen, hab sie gestreichelt, ihr gesagt, dass sie warten muss und habe eben nicht jedes Mal ihrem Wunsch sofort nachgegeben. Das war für beide Seiten sicher nicht einfach. aber mein Kind durfte spüren, dass ich da bin, dass ich sie nicht im Stich gelassen habe. Sie durfte weiterhin bei mir schlafen (ihr Bettchen stand direkt neben mir und später hatten wir ein extra-breites Familienbett, wo sie an der Seite ihren eigenen Bereich hatte) und sie wurde weiterhin im Tragetuch getragen.
Ich denke, der Unterschied wird klar.
Sicher habe ich meine Kinder verwöhnt, denn vieles schleicht sich unbewusst ein und ich bin auch nicht vollkommen, aber es gilt einfach klar zu sein in dem was man will und in dem was man tut. Das merken die Kinder, auch wenn sie es noch nicht verstehen. Und wenn man für die Kinder klar ist, dann wird das Verwöhnen, das negative!, auch weitestgehend eingeschränkt.
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3 Kommentare:
ich glaube, man sollte einen großen Unterschied machen zwischen verwöhnen (im Sinne von: jeden Wunsch erfüllen) und "verwöhnen" (mit Liebe, Lob und Zuneigung) machen.
erziehen und manchmal vielleicht auch ein bissl verziehen (im rahmen ...). man muss nur immer auf das rechte maß und die richtigen mittel achten!
Ich finde es nicht normal das ein baby nicht getragen wird. Ich mein, wenn man nicht mal das für seine kinder macht, und sie von anfang an auf abstand hält, sollte man sich besser ein haustier anschaffen.
Klar gibts kinder die einfach so sind...aber man sollte sowas nicht schon einem säugling anerziehn. Denn Kuscheln. Schmusen usw ist doch das schönste, was es gibt :-)
@mammi2010: Haustiere werden mehr gekuschlt und umsorgt als Kinder, da bin ich absolut von überzeugt. Wieviel mehr wird ein Hund gestreichelt als ein Kind mal in den Arm genommen? Und selbst Haustiere, die gar nicht zum Schmusen gedacht sind, wie Hamster, Mäuse und Vögel, müssen für Streicheleinheiten herhalten und werden einzeln gehalten, damit sie aus lauter Verzweiflung was völlig artuntypisches tun: mit dem Menschen schmusen. Als Moderatorin eines Nymphensittichforums kann ich davon ein Lied singen!
Bei den ganz Kleinen stehen körperliche
Bedürfnisse im Vordergrund, da ist es natürlich, auf sie einzugehen und sie nicht allein
zu lassen.
Denn mit Zuneigung und Zärtlichkeit
kann man ein Kind finde ich nie genug verwöhnen.
Aber es schadet einem Baby auch nicht, wenn er mal zwei Minuten schreit. solange sein Vertrauen ausreichend durch Liebe bestärkt wird.Nur leider fällt mir das zuürckhalten, wenn er weint, schwer....
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