... eine Idee. Er wollte Fahrrad fahren.
Nun sollte man wissen, dass wir am Rande des Erzgebirges wohnen und das jegliches Radfahren immer mit Berg und Tal verbunden ist. Von daher hegte ich gewisse Zweifel, ob die Idee so eine gute ist. Aber er schlug eine Route vor, die quasi eben verläuft, entlang eines Floßgrabens. Klasse Idee, wäre nicht eben jene Route 15,3 km lang, in eine Richtung wohlbemerkt. Auch hier meldete ich Bedenken an, machte kürzere Gegenvorschläge ... und scheiterte. Eher könne man die Strecke etwas abzukürzen, aber es waren mindestens 18km insgesamt zu erwarten. Mit Fahrrad gar nicht so viel, ich weiß, aber wir alle sind keine Sportskanonen und das kleine Tochterkind ist völlig Fahrrad-ungeübt.
Nach etwas Hin und Her (wie lang sind wir weg, wo bleibt in der Zeit der Hund ...) entschloss ich mich mitzufahren. Samt Hund.
An dieser Stelle sollte vielleicht erwähnt werden, dass der Lockenhund nicht gern Fahrrad mit-fährt. (Die Idee, ihn nebenher laufen zu lassen, hab ich aufgrund seiner Größe und der potentiellen Gefahr, unter die Räder zu kommen, von vornherein abgelehnt.) Ich versuchte es mit einem Kinderfahrradanhänger als Hundetransportmittel, einem Körbchen mit Hund drin auf dem Gepäckträger, einem Körbchen mit Hund drin am Lenker ... alles murks. Der Hund wollte in keinem bleiben, setzte Laib und Leben aufs Spiel, um eben jenen Hilfsmitteln zu entkommen. Am ehesten ging noch, ihn in einem Rucksack auf dem Rücken zu transportieren. Da war er bei mir, und er konnte nicht weg ... und seine knapp 6 Kilo sind auch zu ertragen.
Also schnappte ich mir heute einen großen Rucksack, Probesitzen klappte, mein Fahrrad musste auch mit (der Gatte rechnete nicht mit meinem Mitkommen, weil ich meistens bei sowas zu Hause bleibe), Brötchen wurden geschmiert (nur Notbrötchen, denn der Gatte rechnete mit einer höchstens 2stündigen Fahrt und damit keinem Grund, etwas zu essen mitnehmen zu müssen - aber ich kenne doch meine Kinder - und mich), genügend Getränke eingepackt ... und los gings.
Angekommen schnallte ich mir auch den Hund auf den Rücken aber schon nach wenigen hundert Metern war klar, diese Quietscherei auf meinem Rücken halte ich keine 20km aus. Nach einem Kilometer holte ich den Hund aus dem Rucksack und ließ ihn laufen. Schön neben meinem Fahrrad. Es ging erstaunlich gut. Immer im Wechsel zwischen Trab und Galopp lief er ruhig neben dem Fahrrad her.
Anders das kleine Tochterkind. Erwartungsgemäß machte die ganz schnell Theater. Sie hatte Angst ... links von ihr war Wasser, rechts von ihr ging es steil ins Tal ... Der Weg war breit genug, trotzdem fühlte sie sich mehr als unwohl und bekundete es lautstark. Nach einigen Malen stehen bleiben und kurzen Trinkpausen fuhr dann das große Tochterkind vorneweg, das kleine Tochterkind mit viel Lob und gutem Zureden meinerseits vor mir her, bestimmte damit das Tempo von mir und dem Hund, der brav neben mir herlief und der Gatte bildete den Abschluss mit einem wachsamen Blick auf den Hund. Zwischendurch setzte ich den (auch ungeübten Hund) immer mal wieder in den Rucksack, was ihm aber bei keinem Mal besser gefiel als vorher.
Nach etwa 10 km kamen wir an einen Punkt, der weit genug weg war, dass wir ihn als Ziel durchgehen lassen konnten. Wir machten eine längere Pause, stellten dabei fest, dass doch nicht genug zu Essen mit war (meine Kinder haben bei sowas immer Hunger), und radelten mit dem Versprechen auf ein Eis und vielleicht ein paar Pommes am Ende der Tour und einem schlechtgelaunten (weil immer noch Hunger, und "Was? Den ganzen Weg wieder zurück???) kleinen Tochterkind und dem Hund neben mir herlaufend wieder los. Quasi die Strecke zurück.
Nach knapp 2 km machte ich dem ganzen Elend ein Ende. Der Gatte und das große Tochterkind fuhren weiter, ich blieb mit dem Hund und dem inzwischen heulenden kleinen Tochterkind zurück. Es gab Wasser aus dem Bach für den Hund und Waldhimbeeren gegen den Hungertod für das Kind. Außerdem ein Spiel auf dem Handy, und Spiele rund ums Wasser. Nach einer knappen Stunde wurden wir abgeholt und es gab noch das versprochene Eis.
Résumé des etwas mehr als 5 stündigen Tagesausfluges: ein müder Gatte mit Rückenschmerzen, ein müder Renn-Pudel, ein großes Tochterkind mit Rücken- und Po-Schmerzen, eine müde Mutter mit Aua-Beinen und Aua-Knien und ein wieder fröhliches kleines Tochterkind. Morgen werden wir alle Muskelkater haben und ich mach mir schon mal Gedanken, wie sich das beim Lockenhund äußern wird.
Trotz allem, es war schön, so als Familie unterwegs ...
Und nicht umsonst heißt es, wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. (Und ich hatte wieder einen Grund und Lust zu bloggen.)
3 Kommentare:
Oh, ist das lustig wenn man es einfach lesen darf. Nach fünf Stunden ... Du liebe Zeit!
Und all die anderen Vorkommnisse dazu!
Aber ... es scheint schönes Wetter gewesen zu sein, bei Euch. Was wir hier schon gar nicht mehr kennen. Regen, Kälte und nochmal Regen!
Danke für Deinen Bericht. Ich musste ihn sogar Robert vorlesen. Er hat beschlossen, dass er kommt und mitfährt bei Euch. Wo Ihr doch so tolle Fahrradtouren macht. Das liebt er nämlich sehr! Tja, den Hund nimmt er auch mit, der mag das auch ... wir könnten natürlich auch die Männer mit je einem Kind fahren lassen, und das Eis gemütlich im Garten essen.
Liebe Grüsse
Elisabeth
Ich gebe zu, dass die 5 Stunden mit An- und Abreise waren. Aber wir waren sicher dreieinhalb Stunden mit den Rädern unterwegs. Nicht nur 1 bis 2. wie geplant. ;)
Und ja, heute war es mal trocken. Zwar frisch, aber das stört beim Radfahren nicht so.
Sag dem Robert `nen lieben Gruß. Er darf gern mitfahren. Und grad die Strecke ist wirklich schön, es geht immer eben geradeaus (und das mitten im Gebirge). Das schafft man gut (wenn man genug Essen dabei hat)!
vielen dank für den abendlichen lacher!
...und wie gut, dass männer immer alles im blick haben, da braucht man als frau gar nicht mit diesen verworrenen anmerkungen kommen.
ganz a la: "ich habe eiene feste meinung. bitte verwirren sie mich nicht mit tatsachen."
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