Montag, 22. August 2011

Und natürlich

... hat der Doc mir die Schuld gegeben. Ich Anfängerin hätte ihn zu spät gerufen. Mal davon abgesehen, dass es an der Situation nichts geändert hätte und es Mutter und Kind weiterhin gut geht, ist das trotzdem sehr ärgerlich. Denn er war beim Chef deswegen, der sich nun sein Teil denkt, meine mir mehr oder weniger vorgesetzte Hebamme hat mich auch ins Gebet genommen ... und irgendwie fühle ich mich, als hätte ich versagt. Auch die zwei Stunden, die ich heute Nacht länger im Krankenhaus war, sind Lehrzeit, die ich nicht bezahlt bekomme. Ist ja schließlich mein Problem, wenn ich mir so lange Zeit lasse mit den ersten Anlegeversuchen, dem Kuscheln, dem Baden, das Duschen der Mutter und einfach das Ankommen als Familie. Außerdem hab ich noch viel Reden müssen, die Geburt erklären, warum wir was gemacht haben und das das Kind sicher keinen Schaden haben wird. Der Arzt war da schon im Bett. Nun ja.
In der nächsten Zeit habe ich ziemlich viele Nachtdienste und ich kann nur hoffen, dass auch weiterhin alles glatt läuft.

Auch bei meiner Nachsorge hab ich heute geschwitzt. Ich musste dem Kind Blut abnehmen für das Stoffwechselscreening. Das ist immer eine Tortour. Das Blut lief so schlecht und der kleine Mann hat so sehr weinen müssen. Ich hab immer wieder Pause gemacht und ihn getröstet. Zwischendurch durfte er an die Brust und sich beruhigen. Hinterher waren alle schweißgebadet, Mutter, Vater und Hebamme und der Kleine hat erschöpft geschlafen. Morgen hat er sicher blaue Füße. Der arme Wicht! Trotzdem mach es lieber zu Hause. Ich kann die Füße vorher wärmen, baden, das Kind anlegen ... und viel Zeit lassen mit kuscheln und trösten. Es gibt eben Dinge, die müssen einfach sein.

Nun denn, morgen werde ich mich weiter meiner Dreck-Urlaubswäsche widmen und weiter versuchen mein Leben zu sortieren. Meine kleine Tochter mosert seit längerer zeit daran rum, dass ich arbeite und öfter nicht zu Hause bin. Da muss eine Idee her. Eine geplante Mutter-Tochter-Zeit. Ob es die Lösung ist, wird sich zeigen. Ich werde wohl mal intensiv mit ihr reden müssen.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ohje also was soll man dazu sagen?
absolut kontraproduktive verhaltensweise!?!

die hebamme ruft grundsätzlich IMMER den arzt zu spät, es sei denn, alles läuft glatt, dann wird gemurrt, denn er hätte ja ruhig noch im bett bleiben können.

und ich fürchte, dass eine menschenwürdige geburtshilfe einfach unbezahlbar ist.
niemand kommt für dinge wie bonding usw auf...
dafür bleibt es eltern und kind hoffentlich lebenslang als wertvolle erinnerung erhalten.
essen kaufen und miete zahlen kann frau damit leider nicht.


bzgl PKU:
arbeite ab januar wieder freiberuflich und überlege hin und her, wie ich da drumherum komme. schlimm für alle beteiligten und mir fehlt auch einfach der mumm da wie bekloppt abzuschnüren, rumzuquetschen...eine elende angelegenheit!

Sigrid hat gesagt…

Leider kann ich Dir bei Deinen Problemen nur mein offenes Ohr leihen, ohne Dir so richtig helfen zu können. In den Hebammendingen kenne ich mich zu wenig bzw. gar nicht aus. Ich weiß nur, dass beim kleinen Waldkind die Blutabnahme auch schwierig war. Beim großen Waldkind wurde das ja im KH gemacht.
Auch bezüglich der Moserei Deiner Tochter habe ich keinen Tipp. Meine Kinder haben es problemlos akzeptiert, dass ich arbeiten gehe (40 h). Für das kleine Waldkind fiel das eh mit dem Kindergarten zusammen und das große Waldkind freute sich, dass es endlich auch am Nachmittag im Kindergarten bleiben durfte.
Wenn es doch mal Sprüche in diese Richtung gibt, zieht das Argument, dass wir uns dann bestimmte Sachen nicht mehr leisten könnten.
Zum Glück sind beide sowohl Mama- als auch Papa-Kinder.

Postpanamamaxi hat gesagt…

Ich kenne eine Hebamme, die schiebt ihre frischentbundenen Patientinnen im Flur vor die Entbindungsstation, wenn das Zimmer noch nicht fertig ist, damit sie schneller mit dem Kreißsaalputzen fertig ist.
Bonding auf dem Flur...na Bingo.
Fachlich ist sie klasse, aber menschlich fehlt da war.

Wieso müsst Ihr das Blut fürs Neugeborenenscreening abnehmen?
Bei uns macht das der Kinderarzt - bei meinem Großen erfolgte das im KH, beim Kleinen bin ich am 3. Lebenstag zum Kinderarzt gefahren, der hat das dann gemacht (mein Zweiter hätte ambulant entbunden werden sollen, wegen einer Nachcürette und Atonie musste ich dann zumindest die Nacht dableiben und bin dann nach Hause).

bauchundnase hat gesagt…

@Postpanamamaxi: Ich muss nicht, ich möchte es. Ich hasse es, die Kinder am zweiten Tag nach der Geburt zum Kinderarzt zu schicken. In volle Wartezimmer voller kranker Kinder ... ich bin da etwas altmodisch. Ich fänd es einfach schön, wenn die Frauen ihr Wochenbett genießen und zu Hause bleiben würden. Sie machen es trotzdem nicht und klar könnte ich Mutter und Kind zum Kinderarzt schicken. Aber ob der die Zeit hat, 45 Minuten auf Mutter und Kind einzugehen? ...

Postpanamamaxi hat gesagt…

Und was die Kinder zu Mamas Plänen sagen, das darf man nicht immer wörtlich nehmen.
Mein Großer wollte mal seinen 2,5 Jahre jüngeren Bruder zur Oma abgeben, damit er dort wohnt und er mich wieder ungeteilt genießen kann. Ich habe dem Großen also erklärt, dass ich zwar mehr Zeit für ihn hätte ohne den Babybruder, aber dass er keine Freude an einer Mama hätte, die immer nur traurig und sehnsüchtig an das ausquartierte Baby denkt und ständig weint!

Und wenn Du berufen bist, diesen Hebammenauftrag zu machen, dann darfst Du Dich nicht davon abhalten lassen. Natürlich ist es schöner für Dein Kind, wenn Du mehr daheim bist, aber wenn Du dann unzufrieden wärst und innerlich an der Kette zerren würdest, dann ist das Mehr an Zeit auch nicht viel wert.

Und wie würdest Du Dich fühlen, wenn Du wegen Deiner Tochter daheimbleiben solltest und diese sich dann bald schon Nachmittag für Nachmittag außer Haus verabredet und Dich am Küchentisch hocken lässt?

Mein Mann ist wochentags zur Arbeit und nur am Wochenende da. Das ist auch wenig Zeit für uns alle, was da übrigbleibt. Also habe ich von Anfang an darauf geachtet, dass sie wenigstens hochqualitative Zeit mit ihrem Vater verbringen.

Die Idee mit einer speziellen Mutter-Tochter-Zeit ist sehr gut. Bonding fängt mit dem ersten Blickkontakt nach der Geburt an, aber es geht immer weiter bis weit ins Erwachsenenleben.

Postpanamamaxi hat gesagt…

Nee, Du bist nicht altmodisch.
Mein Kinderarzt bestellt solche "frischgepressten Babys" immer in seiner eigentlichen Mittagspause in die Praxis und man wird gleich ins Behandlungszimmer geführt ohne Umweg durch ein verseuchtes Wartezimer.
Wir haben allerdings auch einen Kinderarzt, der fachlich und menschlich top ist. Zu dem würdest Du Deine Babys mitsamt Eltern auch gern schicken.

Und die wenigsten Mütter entbinden bei uns ambulant. Wir haben hier eine Sectioquote von 33%. Noch Fragen?

bauchundnase hat gesagt…

Früher hatte ich viele ambulante Frauen, die auch gern zu Hause blieben und ab und zu Glück hatten mit einem Kinderarzt, der zur U2 ins Haus kam.
Heute ist alles anders. Und die Kaiserschnittzahlen sprechen für sich! seufz
Und ich kann den Frauen sagen und sagen, dass die U2 Zeit hat bis zum 10. Tag, sie rennen trotzdem am dritten Tag hin. Nun ja, des Menschen Wille ist sein Himmelreich!

Sigrid hat gesagt…

Beim kleinen Waldkind war ich, wenn ich mich recht erinnere, sogar noch später (15., 17.?) ich muss direkt mal ins U-Heft gucken.
Und Blutabnehmen hat bei mir auch die Hebamme gemacht.

Postpanamamaxi hat gesagt…

Ich denke, dass die Mütter so überpünktlich zur U2 loshetzen, hat auch was damit zu tun, dass sie verunsichert sind. Und nicht jeder Arzt macht sich die Mühe, diese Verunsicherung abzubauen.

Wäre ich am 3. Lebenstag zu platt gewesen, den Termin wahrzunehmen, dann wäre ich auch später erschienen.

Ich finde es einfach nur schlimm, wie sehr die werdenden Mütter verunsichert werden. Kinderkriegen wird nicht mehr als Generalkompetenz der Frau behandelt, sondern immer mehr zur Krankheit gemacht.

Bei uns gilt "Zustand nach Sectio" schon als Indikation für die nächste Sectio, selbst wenn dazwischen genügend Zeit liegt, um die Narbe stabil ausheilen zu lassen.