Mittwoch, 18. August 2010

Nach einer Woche Schule ...

... fange ich an Vergleiche zu ziehen. Viel ist es nicht, aber doch irgendwie auffällig.

Meine große Tochter wurde ja in Baden-Württemberg eigeschult und hat dort 3,5 Jahre Grundschule erlebt. Die kleine Tochter ist nun hier in Sachsen und ein paar Dinge sind schon auffällig. Wobei ich natürlich sagen muss, dass die ganz stark von der Schule abhängig ist und ich kann leider nicht sagen, ob mein Kind in einer Durchschnittsschule ist. Dafür hab ich zu wenig Kontakte. Aber vielleicht hat ja hier der ein oder andere was beizutragen. ...

In Ba-Wü begann die Schule, wie auch hier, um halb 8. Was der Großen leicht viel, damit hat die Kleine viel mehr Schwierigkeiten. Das frühe Aufstehen hat es in sich.
Hier haben die Kinder ihren Klassenlehrer für 4 Jahre (wie "früher"), in Ba-Wü wurde nach 2 Jahren gewechselt.
Da der Lehrplan in Sachsen und Ba-Wü ähnlich ist, sind zum Teil sogar die Lehrbücher gleich. Nun ja, fast, denn hier steht Sachsen drauf. ;) Und zum Beispiel nennt sich hier ein Fach Sachunterricht, in Ba-Wü Heimat- und Sachkunde (HUS). Ich glaub "früher" war das hier einfach Heimatkunde.
Es gibt aber trotzdem unterschiedliche Fächer.Da ist das Fach Werken. Das kenne ich auch noch aus meiner Kinderzeit. Sowas gab es in Ba-Wü nicht. Auch nichts ähnliches. Und Sport ist hier richtiger Sportunterricht. In Ba-Wü war das mehr eine Spaß-Spiel- und Bewegungsmaßnahme. Das hatte auch so einen ähnlichen Namen, aber ich erinnere mich nicht. Mit "richtig Sport" meine ich eben nicht nur Bewegung und Spiele, sondern richtige Sportdisziplinen, die dann auch benotet werden. Das war für meine Große eine mordsmäßige Umstellung, hatte sie bis dato doch zum Beispiel noch nie Schlagballweitwurf oder Kugelstoßen gemacht. Ethik und Religion gibt es hier auch, hier sind es nur mehr Ethik-, in Ba-Wü mehr Religionskinder.

Der Unterricht läuft auch anders ab. Meine Große hatte nur wenig Fachlehrer, die Klassenlehrerin hat das meiste selbst gemacht. Hier gibt es sehr viele Fachlehrer. Die Folge davon ist, dass es hier einen richtigen Stundenplan gibt. Also den gab es in Ba-Wü auch, aber die Klassenlehrerin war da relativ flexibel. So konnte es auch mal sein, dass sie den ganzen Tag ein Projekt bearbeitete, wenn an dem Tag keine Fachlehrer (meistens Religion und vielleicht Musik) Unterricht hatten. Es gab mehr Pausen, am Anfang viertelstundenweise. Dafür dann kürzer. Die Schulklingel erklang eigentlich nur am Anfang und zur großen Pause. Hier ist es wirklich klar, in welcher Stunde das Kind welchen Unterricht hat. Jede Schulstunde dauert eine dreiviertel Stunde, danach ist Pause.
Ein Unterschied, der aber sicher von Schule zu Schule unterschiedlich ist und nicht länderübergreifend ;): meine kleine Tochter hat Frontalunterricht, also die Tische stehen eben so, wie man es kennt, schön in Reih und Glied mit Blick nach vorn. Meine Große hatte Gruppentische. Fand ich immer ziemlich dämlich, vor allem wenn das Kind mit der Tafel im Rücken saß.
Sehr gravierend ist noch Folgendes: hier ist eigentlich jede Grundschule eine Ganztagesschule. Hort ist überall möglich, Schulessen eigentlich usus. Hausaufgaben werden, wenn das Kind ein Hortkind ist, in der Schule erledigt, und wir Eltern bekommen, wenn wir nicht nachfragen und nachkucken, von der Schule irgendwie gar nichts mit.Meine Große kam zum Essen nach Hause, danach wurden die Hausaufgaben gemacht, was zum Teil Stunden dauerte.

...

Und was meine Tochter zu all dem sagt? Ihr ist das ziemlich wurscht. Sie kennt es nur so und sie wird damit klar kommen. Nach 7 Unterrichtstagen sieht das Resume so aus: es gefällt ihr gut ein Schulkind zu sein, aber das frühe Aufstehen UND das man so gar nicht spielen kann in der Schule, das findet sie doch ziemlich doof. Na wenn es weiter nichts ist ... ;)

1 Kommentar:

Eliane Zimmermann hat gesagt…

so oder so, nach deinem tollen resumee bin ich sowas von froh, meine kinder durch die irische (dorf-)schule "ziehen" zu dürfen. fehlt eigentlich nur das essen. pausenbrote und apfel sind einfach zu langweilig bis 15 bzw. 15.40 uhr (sekundarstufe). die schule fängt mit 4,5 jahren und um 9:30 uhr an (sekundarstufe 9 uhr) an, mit viel spielerischem lernen, auch lego-bauen. so baut sich auch freude auf und es geht lange sehr unstressig zu. die ersten jahre langsam und ganz wenig hausaufgaben. wenn die kids im ersten schuljahr sind, können sie normalerweise lesen und schreiben, wenn nicht, auch nicht schlimm. sie sitzen in gruppen, die lehrerin begleitet sie zunächst vier, dann zwei und die nächste zwei jahre. acht jahre sind meine jungs also in der zwergenschule mit drei lehrerinnen und drei klassenräumen. was der kleine (11 j.) bereits im vorletzten jahr in mathe kann, ist erschütternd, ich kann leider nicht mehr mithalten. er schreibt tolle geschichten und hat ein prima allgemeinwissen. er lernt vielleicht etwas zu irisch-britisch orientierte geschichte und sportunterricht ist einfach nur ballspielen und rugby. fußballtourniere geht aufgrund der wenigen schüler ja auch nicht. das macht man in der freiziet, mädels wie jungs. irischer fußball kommt noch dazu, ist wie fußball und volleyball kombiniert. alles in allem sind wir sehr zufrieden. zumindest tausend mal zufriedener, als die erlebnisse, die uns das "drittbeste gymnasium in münchen" für den großen beschert hatte.