In drei Tagen ist 1. Advent und ich habe weder meine Wohnung aufgeräumt noch in irgendeiner Form weihnachtlich geschmückt. Ich komme mir grad vor wie zu der Zeit, als ich Vollzeit im Krankenhaus beschäftigt war, da ist Weihnachten auch an mir vorüber gerauscht. Und wenn ich so Tage habe wie gestern und heute, dann fehlt dazu nicht viel, dass die Adventsstimmung nicht aufkommen will.
Gestern war schon der absolute Hetztag. Private und berufliche Termine, dann noch Schnee und Eisglätte, ich war den ganzen Tag unterwegs und am Abend entsprechend platt. Das große Tochterkind hat schon seit Tagen jeden abend Bauchweh und gestern abend war es besonders schlimm. Selbst Kirschkernsäckchen und eine eigentlich gut wirkende Ölmischung mit Majoran, röm. Kamille und Mandarine hat nicht geholfen. Sie hat lang gebraucht, bis sie endlich schlafen konnte. Zum Glück ist der Schnupfen des kleinen Tochterkindes besser und der Husten nicht schlimmer geworden.
Leider war der Tag heute nicht besser.
Begonnen hat er unter anderem mit einem immer noch Bauchwehkranken Kind und dem Besuch beim Kinderarzt. Da hier keine oder kaum Termine vergeben werden saß ich 2 Stunden im Wartezimmer für eine Diagnose, die ich auch selber hätte stellen können. Klar kann man nun fragen, warum ich überhaupt zum Arzt gehe. Diese Frage hab ich mir hinterher auch gestellt und ich weiß, so schnell werde ich das nicht wieder tun. Aber immerhin hab ich für die Schule eine Entschuldigung, denn eine Mama-Entschuldigung wegen nur Bauchweh, das sieht schon doof aus. (Die ganzen letzten Entschuldigungen waren eben solche und ich weiß nicht, ob die Schule langsam noch dran glaubt.) Über die Ärztin hab ich mich geärgert wie blöd, denn sie hat sich nicht vorgestellt (in der Praxis arbeiten zwei Ärzte, wir waren nur Vertretungsweise dort, das heißt ich kenne dort keine S... ) und uns auch kaum angeschaut, ein bissel auf dem Bauch rumgedrückt, keine Fragen gestellt und eben befunden, dass das Kind Magenschmerzen hat und Diät halten soll. Aha!
Nun denn, wegen dem Kinderarztbesuch habe ich meinen ersten Termin abgesagt, bzw. nach hinten verschoben. Zur zweiten Frau kam ich zu spät. Zur dritten auch, aber das hielt sich mittlerweile in Grenzen. Ich erforsche die Schleichwege meiner Stadt und finde doch immer wieder Pfade, die zügig ans Ziel führen.
Beide Frauen machen mir Sorgen, und ich bin das WE nicht da, was mich natürlich nicht entspannt. (Zwischendurch habe ich im Stehen was gegessen und brauchte wenig später dringend eine Toilette, weil mein Körper das milchfreie Essen anscheindend doch nicht so mochte. Und ja, das versetzt mich mitten in der Stadt doch in einen gewissen Stress, weil es dann immer sehr schnell gehen muss! Urrrgs!)
Nach der vierten Frau, die eigentlich die dritte war bin ich noch zum Hermes-Boten und zur Post gefahren, hab mein kleines Kind vom Hort abgeholt und bin zu Hause mit einer Kopfschmerztablette direkt ins Bett. Nach einer Stunde Ruhe hab ich mich wieder in der Lage gefühlt, den Abendwahnsinn in Angriff zu nehmen.
Im Laufe des Tages hab ich mir immer wieder die Frage gestellt, ob ich wirklich wieder anfangen will, im Krankenhaus zu arbeiten (ich habe eine Anfrage und denke ernsthaft drüber nach ein paar Dienste zu machen um wieder in die Geburtshilfe reinzukommen), wenn mich zwei Stunden Kinderarztpraxis so aus der Bahn werfen.
Gut, ehrlicherweise sollte ich zugeben, dass mich Kinderarztpraxen ganz leicht auf die Palme bringen. Sprechstundenhilfen, die Diagnosen schon im Eingangsbereich stellen wollen, und warum müssen die überhaupt den Namen und das Geburtsdatum meines Mannes wissen?, mit der Karte meiner Tochter haben sie alle Daten, die sie brauchen, Ärzte die sich nicht vorstellen, Milchproben für 2er Nahrung über dem Wickeltisch (Hallo? Was soll das denn? Mal abgesehen davon, dass ich Proben unmöglich finde, sollte es wenigsten Pre- oer 1er Nahrung sein -arrrgh) und überhaupt, 10 kranke Kinder die neben Neugeborenen sitzen, die wahrscheinlich zur U oder mal zum Anschauen kommen (eine beliebte Marotte hier). Und am Ende wurde ich nicht, wie die anderen Mütter vor mir, gefragt, ob ich eine Entschduldigung für meinen Arbeitgeber brauche. ...manmanmanmanmanmanman war ich geladen. Meine arme Tochter.
Und ja, dass ich grad so viele Hausbesuche mache liegt eindeutig auch an mir. (Die drei Frauen heute waren ja nur ein Bruchteil, ich jongliere immer, damit es nicht zu viel auf einmal wird und ich flexibel bleiben kann - ha!) Beide Nachsorge-Frauen von heute sind kurzfristig angenommen, wie 50% meiner betreuten Nachsorgen. Aber ich krieg es nicht hin, wenn mich eine Frau anruft und mir schildert, dass sie dringend eine Hebamme braucht und schon viele angerufen hat (ich stehe noch auf keiner Liste, sie hat also definitiv schon andere Kolleginnen angerufen, bis sie meine Nummer bekommen hat) und das mit so einer Stimme ... ich krieg das nicht hin Nein zu sagen. Klar könnte ich hart bleiben. Selber Schuld, hätten sich ja vorher kümmern können. Aber langsam frage ich mich, ob den Frauen überhaupt jemand sagt, dass sie sich vorher kümmern sollen. Ich muss das beim nächsten Hebammen-Stammtisch unbedingt ansprechen. Den Frauen steht Hebammenhilfe zu und den Ärzten fällt kein Zacken aus der Krone, wenn sie auf die Hebammenliste verweisen und den Schwangeren sagen, dass sie sich um eine Kurs- und/oder Nachsorgehebamme kümmern sollen. Die Frauen werden hier am dritten Tag entlassen und die allermeisten sind froh, wenn noch mal jemand kuckt.
Nun denn, der Tag ist rum. Jetzt noch saubermachen lohnt nicht, die Wäscheberge werde ich auch ignorieren. Und da die Große morgen zu Hause bleibt und die Kleine wegen noch Erkältung nicht zur ersten Stunde Sport muss, brauch ich erst um 7 aufstehen. Und wenn ich es geschickt anstelle, dann steht sogar mein Mann auf. Ach nein, ich werde es selber tun, denn die Zeit bis ich zur ersten Frau muss kann ich noch eine Maschine Wäsche laden und andere nützliche Dinge tun.
Auf eine Neues - morgen. Ich drück die Daumen, dass der Nabel bei dem einen Baby besser aussieht, und bei dem anderen auch, dann kann ich entspannter am Wochenende nach Stuttgart fahren (wo ich ehrlicherweise so gar nicht wirklich hin will - seufz).
5 Kommentare:
Das hört sich wirklich nach (zu) viel Arbeit und (zu) wenig Zeit für Dich an. Ich wünsche Dir etwas mehr Ruhepunkte für Dich und Deine Lieben und kann Dir sagen, dass auch hier bei uns noch nichts weihnachtlich geschmückt (oder gar aufgeräumt ;o) ist.
Liebe Grüße
Susanne
Ich bin noch am Sondieren, wieviel ich schaffe, wieviel ich gut unterbringe. Drei Hausbesuche, das geht eigentlich gut, ansonsten muss ich splitten und mach weiter, wenn mine Kinder zu Hause sind, was aber nicht immer geht, da meine Kids auch Nachmittagstermine haben, die ich ja auch noch abfahren muss (blöde Idee, so ein Muttertaxi, aber wie sollen sie sonst innerhalb von 15 min von a nach b kommen?).
Was mich viel mehr irritiert hat war wirklich diesen Stresspegel, den ich verspürt habe. Ich hab mir immer gesagt, jetzt reg dich nicht so auf, die Frauen haben Verständnis. Trotzdem wurde es nur langsam besser. Und da stellt sich eben wirklich die Frage, schaff ich einen 12 Stunden-Dienst? Was, wenn dort Stress ist? Da kann ich mich nicht mit einer Kopfschmerztablette ausklinken? Andererseits war ich bei den Hausbesuchen selber sehr gelassen und bin sogar wieder runtergekommen. Das heißt, die Arbeit macht Spaß und scheint das Richtige zu sein. Früher hatte ich ein AuPair-Mädchen. Sowas wäre natürlich ideal, ist aber bei meinen wenigen Arbeitsstunden (haha) nicht zu finanzieren. Ich bin halt nur Hebamme, und kein IT-Berater. ;) Mein Stundensatz kann kein zusätzliches AuPair-Mädchen ernähren.
Und am 1. Advent wäre ich gern zu Hause gewesen, diese Fahrt nach Stuttgart war lang geplant, das stimmt schon, aber jetzt, wo Schnee liegt, wo alles drum rum ins Weihnachtsland passen würde, da stört es mich eben doch!
Oh je, das hört sich wirklich nach viel Stress an. Ich kenne das mit dem hausgemachten Stress, aber man kann nicht aus seiner Haut. Ich wünsche dir, dass du die Adventszeit trotzdem noch ein bisschen genießen kannst. Liebe Grüße, Andrea
Ich würde mich gerade auch gern mit einer Kopfschmerztablette ausklinken (war da etwa der Wein von gestern Abend schlecht ;o), ist aber kaum möglich, da alle 4 Kinder heute zu Hause waren/sind - bei uns ist heute beweglicher Ferientag sowohl in der Grundschule, als auch im Gymnasium, das Kiga-Töchterlein hab ich dann auch nicht weggebracht und der Jüngste ist eh noch zu Hause.
Ich wünsch Dir trotzdem einen angenehmen Stuttgart-Aufenthalt und ein gutes Heimkommen ins Winterland zu Deinen Lieben (bei uns ist noch nix weiß).
Liebe Grüße
Susanne
oh mei, das hört sich ja an wie in meinen schlimmsten zeiten, zum glück ist etwas ruhe eingekehrt. heute früh fragte unser aupair-mädel, wann denn der erste advent sein (blöde frage, bei soviel gleißendem sonnenschein!) und ich antwortete natürlich: keine ahnung (sicherlich noch ganz weit weg). wir rechneten und es kam ein schrei, ich muss plätzchen backen. sie stand tatsächlich den ganzen morgen und mittag in der küche und buk. wundervoll. nun bin ich morgen dran, stachlige ilexzweige zu schneiden und zum kranz zu binden. aber ich bin ja relaxt. habe mir diese woche sogar die junge unachtsame lehrerin des jüngsten vorknöpfen können, da mobbt nämlich ein bursche ziemlich, die olle hats aber nicht sehen wollen. nun ist mal wieder ruhe in der schule, mal sehen, wie lange.
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