... denn ich lass das Kind wegmachen.
So sprach eine recht aufgeregte Frau am Telefon zu mir. Ihr Kind hätte ein extra-Chromosom (wurde bei einem Schnelltest festgestellt) und außerdem einen schweren Herzfehler. Zwei Ärzte haben das wohl bestätigt und die Frau, die schon zwei Fehlgeburten hinter sich hatte, bedrängt, denn dieses Kind wäre wohl nicht lebensfähig.
Das hat mich ganz schön mitgenommen, denn ich weiß um die Unsicherheit von irgendwelchen Tests und vor allem auch um fehlerhafte Ultraschalldiagnosen. Was, wenn dieses Kind am Ende gar keinen Herzfehler sondern eben nur ein extra-Chromosom gehabt hätte?
Leider werden wir das nie erfahren, denn die Frau hat sich für die Ärzte und gegen das Kind entschieden.
Ich weiß, dass dieser Weg heute der einfachere ist, oder zumindest zu sein scheint. Die Gesellschaft toleriert keine besonderen Kinder.
Die Frau meinte zwar noch, sie wäre sich nicht zu fein, für so ein Kind, aber wenn es die Schwangerschaft nicht überlebt? Oder eben diesen schweren Herzfehler?
Erst heute habe ich in einem anderen Blog von einem Kind gelesen, wo in der Schwangerschaft auch ein schwerer Herzfehler diagnostiziert wurde. Dieses Kind hat leben dürfen und kam jetzt, bis auf eben dieses kleine Extra, gesund auf die Welt.
Ja, es ist leichter, sich gegen ein Kind zu entscheiden, wenn frau es noch nicht spürt, als sich von einem Kind verabschieden zu müssen, welches frau in ihrem Bauch spürte, welches frau geboren hat. So hat es mir auch die Frau begründet und ich glaube, ich verstehe auch diese Seite.
Ich werde niemanden verurteilen, der diesen scheinbar leichteren Weg geht. Aber wieviel ärmer ist die Welt, ohne diese besondern Kinder?
Dieses Kind konnte ich nur noch Gott anbefehlen. Ich bin sicher, dass all diese ungeborenen Kinder, aus welchem Grund auch immer sie nicht haben auf die Welt kommen dürfen, bei Ihm einen besonderen Platz haben.
3 Kommentare:
ach schmerz, mein bruder mit dem extra-chromosom ist mir ganz besonders kostbar. und bei meinem sohn hieß es, alles perfekt, trotzdem kam er ohne speiseröhre auf die welt, trotz extra-vieler ultraschalls, die die private kasse zahlen musste. die heutige medizin will uns in sicherheit wiegen. in falscher sicherheit. denn wer versichert uns, dass das (gesunde) krabbelkind nicht aus dem fenster fällt? dass das kindergartenkind nicht im gefrorenen see einbricht. dass das schulkind umgebracht wird. dass der teenager sich unter den zug legt. wir können uns doch nicht vor den lebens-gefahren schützen, so schön es sicherlich wäre!!!
Grad eben stoß ich auf deinen Blog ;o)
Und lese nun gleich diese Zeilen.
Ja, es ist nicht nachvollziehbar.
Immer, wirklich immer habe ich gesagt, ich könnte das nie.
Aber dann habe ich , nach einem gesunden Sohn ( naja, den Herzfehler lassen wir mal aussen vor) zwei Fehlgeburten erlebt. Bei der nächsten Schwangerschaft war zunächst auch alles wunderbar, aber auf einmal war alles anders.Bis schließlich die Diagnose Trisomie 18 gestellt wurde.
Ja, und dann habe ich mich auch gegen das Austragen entschieden. Diese Situation, dieses drinstecken ist so anders, als alles was ich mir vorher vorstellen konnte.
Und , das soll jetzt nicht frech klingen, aber diese Entscheidung "durchzuziehen" und zu tragen, zu erleben und zu leben ist alles andere als einfach. Ein totes Kind zu gebären, ist das schlimmste...
Unser Mädchen ist dicht bei uns, tief drin!
...und hat überraschender weise in diesem April einen Bruder bekommen ;o)
Liebe Grüße,
Kerstin
(die jetzt ein bischen weiter bei dir lesen wird ;o))
Hi Kerstin,
herzlich willkommen hier. Ich freu mich über jeden Leser!
Das Kind hatte Trisomie 21, war also lebensfähig. Trisomie 18 ist so eine Sache, diese Kinder leben meist nur ein paar Stunden. Ich hätte es wahrscheinlich nicht gekonnt, hätte dem Kind ein Leben im Bauch gegönnt. Aber wie traurig muss das Abschiednehmen sein? Ich mag mich da gar nicht reinfühlen.
Als die Frau mit mir telefonierte hab ich ihr einfach nur Kraft gewünscht, Kraft, das alles gut durchzustehen!
Wie gesagt, ich mache keine Vorwürfe, es trifft mich nur so, ich die ich das Leben begrüße und eben am Anfang stehe.
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